Die Dokumentation erzählt eine außergewöhnliche Familiengeschichte im Spagat zwischen Unternehmer- und Christentum. Die Erfolgsstory von "Deichmann Schuhe" beginnt 1913, als Heinrich Deichmann in Essen-Borbeck einen kleinen Schuhladen eröffnet. Längst ist der Name "Deichmann" in Deutschland zum Synonym für preiswerte Schuhe geworden. Zwei Drittel aller Deutschen tragen Deichmann-Schuhe - oder haben sie zumindest zu Hause im Schrank stehen. Der Essener Schuhkonzern ist ein Gigant. Europaweit, denn mit 120 Millionen verkauften Paar Schuhen jährlich ist Deichmann der größte Schuhhändler auf dem Kontinent. Doch die Wenigsten wissen: Wer ist eigentlich dieser Deichmann? Zwei Deichmanns stehen hinter dem Erfolg: Dr. Heinz-Horst Deichmann und sein Sohn Heinrich. Beide halten sich in der Öffentlichkeit zurück. Nur wenn es um Gott und gute Taten geht, suchen die Leisetreter aus Essen die Öffentlichkeit. "Am Ende meines Lebens wird Gott mich nicht fragen, wie viele Schuhe ich verkauft habe. Er wird wissen wollen, ob ich wie ein wahrer Christ gelebt habe", lautet die Devise von Firmenpatriarch Heinz-Horst Deichmann.

Im Auftrag des WDR spürt das Autoren-Team Manfred Oldenburg und Isabell Blöchl dem Erfolgsgeheimnis der Deichmanns nach. Wie kann ein Unternehmer, der seinen Mitarbeitern vorbildliche Sozialleistungen bietet, der jährlich Millionen in wohltätige Projekte in Indien und Afrika investiert und dem sogar die Gewerkschaft eine weiße Weste attestiert, so viel Geld verdienen? "Gib den Kunden, was sie haben wollen." Das ist schon der Leitspruch von Heinrich Deichmann, den auch sein Sohn Heinz-Horst verinnerlichen soll. Doch dem Jungen bleibt nur wenig Zeit mit seinem Vater. 1940 stirbt Heinrich Deichmann an einem Schlaganfall. Nicht nur der frühe Tod des Vaters wirft einen Schatten auf die Jugend von Heinz-Horst Deichmann. In Europa tobt der Zweite Weltkrieg. 1945 muss auch der 18-Jährige an die Front und entgeht dort knapp dem Tod - ein einschneidendes Erlebnis für den jungen Mann. "Wenn du hier raus kommst, dann muss dein Leiben der Hilfe für Menschen gewidmet sein", schwört er sich und studiert nach dem Krieg Medizin und Theologie.

Als einziger Sohn muss er sich jedoch gleichzeitig um den elterlichen Schuhladen kümmern. Eine wichtige Stütze für Heinz-Horst Deichmann ist seine Frau Ruth, die selbst hochschwanger noch im Schuhladen mithilft und zugunsten des Geschäfts auf die Hochzeitsreise verzichtet. Ihr Tod im Dezember 2007 ist ein schwerer Schlag für den Firmenpatriarchen. Doch Arzt und aufstrebender Schuhhändler gleichzeitig - das wird selbst einem Heinz-Horst Deichmann auf die Dauer zu viel. 1956 zahlt er seine Mutter und Geschwister aus und wird alleiniger Inhaber der Firma. Jetzt, wo Deichmann sich ganz dem Geschäft widmen kann, erlebt er sein eigenes Wirtschaftswunder: Wie Pilze beginnen überall in der Republik Deichmann-Filialen aus dem Boden zu schießen. 1973 geht die Expansion im Ausland weiter. Heute gehören über 2.300 Filialen in aller Welt zu dem Schuhimperium mit Zentrum in Essen, das mittlerweile Sohn Heinrich-Otto leitet. Neben exklusiven Interviews mit Heinz-Horst und Heinrich-Otto Deichmann können die Filmemacher auch auf bislang völlig unbekanntes Archivmaterial zurückgreifen: Die noch nie öffentlich gezeigten Privatfilme aus den 1950er und 1960er Jahren gewähren persönliche Einblicke in das Leben der Deichmanns jenseits des Geschäfts und in die Anfänge des Unternehmens. Auch alte Jugendfreunde und ehemalige Mitarbeiter kommen in dem Film zu Wort, ebenso prominente Weggefährten wie Wolfgang Clement und der israelische Autor Amos Oz. Natürlich dürfen auch aktuelle Deichmann-Werbeträger wie die britische Pop-Gruppe "Sugababes" oder der marathonerprobte Joey Kelly nicht fehlen.

Film von Manfred Oldenburg, Isabell Blöchl