Wie funktioniert ein Konklave? Die Regeln sind einfach: vier Wahlgänge am Tag mit geheimer Abstimmung, aber offener Auszählung. Dazwischen diskrete Gespräche in den Wandelgängen des Vatikanischen Palastes. Keine Fraktionssitzungen, keine Wahlreden, keine Debatte im Plenum. Und dennoch: Nach wenigen Tagen wird ein Kandidat zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen.

Die Geschichte der letzten beiden Konklave, die mit fünfwöchigem Abstand aufeinander folgten, zeigt beispielhaft, was sich im Inneren der Sixtinischen Kapelle abspielt.

Als Papst Paul VI. im August 1978 starb, gab es nur wenige Kardinäle, die sich vorstellen konnten, einen Nichtitaliener zum nächsten Papst zu wählen. Schon am ersten Tag einigte sich das Konklave auf den Patriarchen von Venedig, Albino Luciani. Nur 33 Tage später war er tot – zerbrochen unter der Last einer Aufgabe, die über seine Kräfte ging.
Wieder kamen die Kardinäle in Rom zusammen. Wieder begannen sie ihre Suche nach dem geeigneten Kandidaten in Italien. Der erste Tag endete nach vier Wahlgängen ohne Ergebnis. Nach einer unruhigen Nacht vollzog sich die Wende. Drei Wahlgänge später, am Nachmittag des 16. Oktober 1978, war Karol Wojtyla Papst. Warum gerade er? Was gab für ihn den Ausschlag?
Martin Posselt rekonstruiert, wie es zur sensationellen Wahl des polnischen Papstes kam. Er befragte Zeitzeugen wie Kardinal Joseph Ratzinger, den inzwischen verstorbenen Kardinal Franz König oder Ex-US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski und entdeckte wertvolles, zum Teil noch ungesendetes Filmmaterial in Fernseharchiven.