Die Menschen, die in diesem Film zu Wort kommen, haben alle gestohlen, sind erwischt und mehrfach verurteilt worden: zu Geld-, Bewährungs- oder sogar Haftstrafen. Trotzdem haben sie weiter geklaut. In Supermärkten, Drogerien und Kaufhäusern wurden sie ertappt. Waren im Wert von zirka 3 Milliarden Euro werden jährlich gestohlen: Lebensmittel, Bekleidung, Elektronikartikel, Parfüm. Meistens sind die Täter weiblich, viele von ihnen sind krank. Sie leiden an Kleptomanie - dem Zwang zu stehlen. Kleptomanie wird vor Gericht selten als Krankheit anerkannt. So wie bei Maurine. "Wenn sie auf Kleptomanie heraus wollen: Das gibt's nicht!", hat ihr der Richter gesagt, und sie als "krasse Bewährungsversagerin" mal wieder zu Knast verurteilt. Ihr Mann hat ihr daraufhin mit der endgültigen Trennung gedroht, und ihre zehnjährige Tochter hat sie gefragt, ob Mama mal wieder etwas Schlimmes gemacht hat. Die Kleine weiß bis heute nicht, warum ihre Mutter im Gefängnis gesessen hat: für CDs, ein Armkettchen, Schafskäse, Quark und eine Videokassette. "Nutzloses Zeug", wie Maurine selber sagt. Für Kleinstdiebstahl in den Knast kommen - das geht schnell. Und die Scham darüber ist groß. Maurine hat sich ihren Namen nur für diesen Film gegeben. Sie traut sich auch erst vor die Kamera, nachdem die Maskenbildnerin sie völlig verändert hat. Nur so ist sie bereit, ihr Innerstes zu offenbaren. Ihre größte Angst: Verwandte, Freunde oder Nachbarn und vor allem ihre Kinder könnten sie erkennen. Denn Diebe sind gesellschaftlich geächtet. Deshalb haben die Protagonisten bisher nicht darüber gesprochen, dass sie stehlen und auch nicht darüber, warum. Diese Sprachlosigkeit hält sie in einem Teufelskreis gefangen - aus Angst, Verzweiflung, Scham und dann immer wieder von neuem - Diebstahl. Trotz ihrer Angst, erkannt zu werden, haben sie sich nun bereit erklärt, vor die Kamera zu gehen - ein erster Schritt, um die Sprachlosigkeit zu durchbrechen. "Erwischt - Wenn Stehlen zum Zwang wird" istein Film aus der Mitte unserer Gesellschaft. Über Maurine, Mutter von vier Kindern, die wieder vom Knast bedroht ist, Michael, den Immobilienkaufmann, der zu Stehlen anfing, als sein Leben wie ein Kartenhaus zusammenbrach, und Marlie, der arbeitslosen Akademikerin, die hofft, noch einmal mit Bewährung davonzukommen. Drei ganz unterschiedliche Menschen, die vor allem eins verbindet: die Scham für ihre Diebstähle.