Queen Elizabeth II. ist wahrscheinlich die bekannteste Monarchin der Welt. Sie ist eine pflichtbewusste, zurückhaltende Königin, von der die Öffentlichkeit nur wenig Privates mitbekommt. Während ihre Familie immer wieder für Schlagzeilen sorgt, ist sie selbst Inbegriff einer fast schon altmodischen Disziplin. Ihr einziges bekanntes Laster: eine glühende Leidenschaft für Pferde. "Wenn etwas kein Gras frisst und nicht furzt, ist die Königin nicht daran interessiert", soll ihr Gemahl Prinz Philip einmal gesagt haben.

Seit über 50 Jahren ist Elizabeth Großbritanniens Staatsoberhaupt. Ihr Volk respektiert "Ihre Majestät" bis heute: 85% der Briten sind laut einer aktuellen Umfrage mit der Arbeit ihrer Königin zufrieden. Doch viele europäische Königshäuser pflegen längst einen moderneren, bürgerlichen Lebensstil - nicht so die Windsors. Das Protokoll am britischen Hofe gilt noch immer als sehr streng. Und auch als Familienoberhaupt hat Elizabeth die Zügel fest in der Hand. Wer ist die Frau hinter dieser steifen Fassade? Der britische Regisseur James Runcie versucht in seiner zweiteiligen Dokumentation "Schicksalsmomente einer Königin - 10 Tage im Leben von Queen Elizabeth II." zu zeigen, wie aus der lebhaften, zehnjährigen Prinzessin Elizabeth eine traditionsbewusste Monarchin wurde. Er richtet den Blick auf die zehn wichtigsten Tage im Leben der Königin - von der Abdankung ihres Onkels König Edward VIII. 1936 bis zur Hochzeit ihres Sohnes Charles mit Camilla Parker Bowles im Jahr 2005. Schicksalsmomente, in denen sich Elizabeth immer wieder zwischen königlicher Pflicht und familiären Interessen entscheiden musste. James Runcies Porträt ist eine kritische Würdigung der Queen, die im vergangenen Jahr 80 Jahre alt geworden ist. Neben namhaften britischen Experten kommen auch Verwandte und Jugendfreundinnen der Königin, wie die Countess Mountbatten of Burma und Lady Pamela Hicks zu Wort.

Teil 1 der Dokumentation beginnt mit dem Tag, an dem die zehnjährige Elizabeth überraschend zur direkten Thronfolgerin wird. Ihr Onkel König Edward VIII. dankt am 10. Dezember 1936 ab, ihr Vater wird König. Schon drei Jahre später, 1939, folgt der nächste schicksalhafte Tag. Eine Partie Krocket mit dem 18-jährigen Prinz Philip im Marine-College von Dartmouth verändert ihr Leben - acht Jahre später wird Elizabeth den schmucken Kadetten heiraten. Nach der Krönung 1953 ordnen die Windsors alle persönlichen Interessen den königlichen Pflichten unter. Elizabeth weigert sich, den Namen ihres Mannes anzunehmen und sie verbietet ihrer Schwester Margaret die Hochzeit mit dem geschiedenen Peter Townsend. Doch nicht nur privat muss die junge Königin schwere Entscheidungen treffen, auch politisch stößt sie während der Suez-Krise und in der Affäre um die Ernennung von Premierminister Sir Alec Douglas-Home an ihre Grenzen als Staatsoberhaupt.

Teil 2 spannt den erzählerischen Bogen von dem Tag, an dem Großbritannien der EWG beitrat bis zur Hochzeit von Prinz Charles und Camilla. Als Königin ist Elizabeth in den siebziger Jahren mit dem stetigen Bedeutungsverlust ihres einst mächtigen, unabhängigen Inselreiches konfrontiert. Privat wird ihre Familie zur Zielscheibe - Prinz Philips Onkel, Lord Mountbatten, wird bei einem Urlaub in Irland Opfer eines Anschlags der IRA. Dann brennt Schloss Windsor ab und Elizabeths Privilegien werden in Frage gestellt. Sie verliert die königliche Yacht "Britannia", muss erstmals Steuern zahlen und ihre Kinder machen mit Liebesaffären und Scheidungskriegen Schlagzeilen - aus der erhabenen Monarchin wird immer mehr eine gewöhnliche Bürgerin. Der Tod Lady Dianas wird schließlich für Elizabeth zur vielleicht größten Prüfung ihres Lebens.

Ein Film von James Runcie