Carlin wird aus einem anderen Jugendknast in eine Besserungsanstalt verlegt, wo man ihn von allen Seiten anfeindet, denn angeblich hatte er zwei Wärter verprügelt. In dieser Besserungsanstalt herrscht ein extrem rigides System: Die Gewalt unter den Jugendlichen wird durch die Wärter ermutigt, wissen sie doch dadurch den Einzelnen unter beständigem Druck.

Und auch die Wärter behelfen sich mit allgegenwärtiger Gewalt, wozu noch kommt, dass jede Missetat eines Insassen sofort an den streng katholischen Governor gemeldet wird, der über allem mit strengem Blick wacht und strenge Strafen verteilt. Über jeden Flügel herrscht einer der Insassen als „Daddy“, der gewisse Privilegien genießt und den anderen Gefangenen Geld und Zigaretten abknöpft. Dem so entstehenden psychologischen Druck ist nicht jeder gewachsen.

Carlin erkennt schnell, wie er in diesem „Höllenloch“ überleben kann: Er kämpft sich mit brutaler Gewalt selbst zum „Daddy“ hoch. Doch auch er muss erkennen, wo die Grenzen seiner Macht sind… Der junge Mann, der den knallharten Carlin spielt, ist inzwischen ein britischer Star der alten Garde, Ray Winstone mit Namen und nicht Roy, wie uns das Cover dieser DVD weismachen will. Für einen der absoluten Britklassiker sollte man da etwas mehr Sorgfalt walten lassen.

DER ULTIMATIVE KLASSIKER DER GEFÄNGNISFILME

Die markigen Werbesprüche auf dem Cover der DVD, die sonst gang und gäbe sind, treffen hier ausnahmsweise einmal wirklich zu: „Diese Version ist eine niederschmetternde, schmerzliche Erfahrung für den Zuschauer, und die dargebotene Intensität ließ ‚Abschaum’ zu einem Klassiker der Gefängnisfilme avancieren.“ Ausnahmsweise ist diese Darstellung absolut korrekt: „Scum“ (Originaltitel) ist heftiger Stoff und nichts für schwache Nerven!
Dazu trägt schon einmal die dokumentarische, absolut nüchterne Erzählweise bei, die einfach kommentarlos den Geschehnissen folgt, ohne jemals in Pathos oder Wehleidigkeit zu verfallen. Dazu kommen makellose Beiträge von allen Darstellern, jeder geht perfekt in seiner Rolle auf. Die Wärter sind in ihrer dumpfen Brutalität überzeugend, wie auch die Anstaltsinsassen alle perfekt verkörpert werden.

Infos: 1977 drehte der sozialkritische englische Filmemacher Alan Clarke (1935-1990) einen TV-Spielfilm über die Zustände in sogenannten britischen Jugend-Besserungsanstalten, die so ziemlich alles bewirken, nur keine Besserung der jugendlichen Deliquenten. Der als Anklage gegen ein unmenschliches staatliches Unterdrückungs-System intendierte Film war der ehrwürdigen BBC zu subversiv; Scum wanderte ohne Chance auf Ausstrahlung ins Archiv. Doch es fanden sich Produzenten, denen das Material so gut gefiel, dass sie ein Remake des Films fürs Kino finanzierten. Diese Kinoversion von Scum (1979) liegt nun auf DVD vor.